Der mit Weimar seit Jahren eng verbundene, in Ottstedt a.B. lebende Komponist und Posaunist Frieder W. Bergner (49) schreibt die Musik zur Eröffnung der Landesgartenschau 2004 in Nordhausen. Akribisch hat der
namhafte Jazzmusiker sich im Vorfeld nach assoziativen Textvorlagen umgeschaut. Bei Heinrich Heine und seiner Harzreise wurde er fündig. Das Land Thüringen und die Region Nordhausen sollen auf eine Weise künstlerisch repräsentiert werden, die hochaktuell und zukunftsweisend auftritt, umreißt Bergner seine Intention. Einer Rock-Sinfonischen Eröffnungsfanfare folgt die festliche Kantate Rosen, wild wie rote Flammen. Mit der Uraufführung am 24. April werden typische Festakt-Klischees durchbrochen: Die Musik bewegt sich
im Spannungsfeld zwischen brandaktuellen rockigen Sounds, die von einer ganz jungen, aber sehr inspirierten Band aus Nordhausen (Musikschüler im Abi-Alter) zusammen mit einer Sängerin interpretiert werden, und der
Thüringer Musiktradition vom Barock bis zur Moderne, verkörpert durch Loh-Orchester, Jazzband und Bariton. Für Frieder W. Bergner kein Neuland:
Seine Contemporary-Jazzband und das Loh-Orchester fanden sich bereits zum Jubiläums-Jazzfest 2003 zu einem homogenen Klangkörper zusammen. Der stilistischen Bandbreite tut die Fusion nur gut, ermöglicht diese doch klassischen bis jazzrockig-zeitgenössischen Sound. Im Weimarer Jazzleben ist Bergner längst eine namhafte Größe. Insbesondere auch die musikalischen Projekte mit Duo-Partnerin Silke Gonska und die gemeinsam aufgenommenen CDs (u.a. Entdeckung der Langsamkeit) machten ihn bekannt.
Der mit seinen 8,1 Hektar die Stadt am Harz dominierende Petersberg ist einer der Schauplätze der 2. Thüringer Landesgartenschau. Und den Petersberg und seine Historie greift Frieder W. Bergner in seinem Konzept leitmotivisch auf. Es hat sich im Laufe der Zeit entwickelt, blickt der Komponist zurück auf den Beginn im Frühjahr 2003. Seitdem hat er die Idee ständig im Kopf, doch richtig angefangen zu komponieren, habe er erst im Februar. Generell schreibe er am liebsten Stücke, die irgend etwas mit Text zu tun haben. Weil Nordhausen mit dem Zusatz am Harz wirbt, kam Frieder W. Bergner auf Heines Harzreise, griff drei eigenständige Textpassagen heraus, die der dreisätzigen Eröffnungskantate das Wortgerüst geben. Drei Sätze, die drei verschiedene Stilistiken favorisieren, informiert der Komponist. Romantisierende Orchesterklänge werden von den Sounds der Jazzband konterkariert (1. Satz Steiget auf, ihr alten Träume), Höhepunkt ist der liedhafte Gesangspart von Bariton Thomas Kohl. Es folgt ein zeitgenössisch-rockiges Stück, bei dem die junge Nordhäuser Rockband Somnolenz und die in Nordhausen geborene Jazz/Rock-Sängerin Silke Gonska im Vordergrund agieren (2. Satz Lebet wohl, ihr glatten Säle, glatte Herren, glatte Frauen), der Schlusssatz gipfelt in einer rockig-hymnischen Interpretation des Heineschen Blumentraumes durch Sänger und Sängerin und das gesamte Orchester. Rosen, wild wie roteFlammen,/Sprühn aus dem Gewühl hervor; Lilien, wie kristallne Pfeiler, Schießen himmelhoch empor..... Noch steckt viel Arbeit im Detail. Für Frieder W. Bergner eine interessante, doch gerade darum umso lohnendere Herausforderung.